Re: Das Angesicht der Welt

EXOMETA oder Das Schweigen der Sterne

Geschrieben von Carsten Z. am 07. Oktober 2001 22:58:24:

Als Antwort auf: Das Angesicht der Welt geschrieben von Timo am 06. Oktober 2001 20:29:48:

Timo schrieb
> Tja, die Frage ist doch, wie sieht unsere Umwelt WIRKLICH aus?
Gibt es so etwas wie eine neutrale Sicht, welche also sämtliche Informationen der Umwelt aufnimmt? Unser Auge filtert ja nunmal ein Menge weg. Sieht die ECHTE Welt vielleicht ganz anders aus?

Hallo Timo,
allerhöchstanregend Dein Beitrag. Sicher wirst Du vieles auch selber wissen, was ich hier schreibe... Also:

Das Auge filtert eine Menge weg. Richtig. Das ist der angeborene oder auch erworbene Automatismus, der für die Lebewesen überlebenswichtig ist. Jedes Lebewesen einer bestimmten Art vermag diejenigen Dinge am besten wahrzunehmen, welche wirklich wichtig sind zum Überleben bzw. wichtig sein könnten. Und die Dinge, die unwichtig sind, werden weggefiltert. Das hat sich im Verlaufe der Evolution so herausgebildet. Und das, was gesehen wird, ist eben von Art zu Art verschieden, je nachdem wie sich das Lebewesen an die Umwelt angepaßt hat.

Ähnlich ist es auch beim Menschen. Der Mensch sieht gleichfalls nicht die nackten Rohdaten der Welt, das könnte er auch nicht angesichts der Informationsfülle, sondern er INTERPRETIERT die Dinge. Das Auge fängt grob damit an, indem es die Konturen der Dinge fokussiert, und das Gehirn ordnet diesen Dingen Begriffe zu, und es erinnert sich an Zusammenhänge in bezug auf diese Dinge und führt schließlich eine Bewertung der Dinge durch (gut/schlecht/kann ich es gebrauchen?...)

Der Fall scheint hoffnungslos. Der Mensch wäre wohl nicht in der Lage, ein neutrales Bild der Welt zu erhalten. Oder? Oder nicht?
Sicher könnte man jetzt ein hypothetisches Wesen bzw. eine Maschine konstruieren, welche nur in unseren Gedanken existiert, man könnte sie mit allen möglichen Fähigkeiten ausstatten. Selbst einer solchen Super-Maschine würde wohl eine neutrale Sicht unmöglich sein. Ich versuche das bei Gelegenheit mal nachzuweisen. Erinnere mich mal dran!

----> Aber bleiben wir beim Menschen, das ist ja das Interessante. Ich will Deine Frage einmal umformulieren. Wie weit können wir Menschen uns der neutralen Sicht auf die Welt annähern?
Vermutlich können wir uns der neutralen Sicht nur asymptotisch ANNÄHERN. Wie erfolgt eigentlich diese Annäherung an die neutrale Sicht? - Ganz einfach: mit Hilfe der Wissenschaft. Das Ziel der Wissenschaft ist es u.a. das Bild der Welt zu erhalten, wie diese UNABHÄNGIG von uns selbst existiert.

Die Wissenschaft nimmt alles auseinander - bis ins kleinste. Sie will erforschen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Die Wissenschaft erweitert unsere Sinne, sie vervielfacht unsere Wahrnehmung mittels Mikroskopen und Teleskopen, und die Meßgeräte, welche sie benutzt, könnte man mit etwas Phantasie auch als qualitativ neue Sinn-Arten ansehen.
Die Wissenschaft kann sogar dermaßen neutral sein, daß sie sich mit Dingen beschäftigt, die scheinbar weit abseits von menschlichen Bedürfnissen stehen, z.B Elementarteilchenphysik in Teilchenbeschleunigern.

Der Mensch unternimmt also mit Hilfe der Wissenschaft einen Versuch, einen neutralen Blick auf die Welt zu erhalten. Es ist mehr ein INDIREKTER Blick mittels Meßgeräten und wissenschaftliche Theorien. Klingt trivial und wenig spannend - ist aber so.
Ein einzelnes, real existierendes, natürliches Lebewesen mit einem hundertprozentigen neutralen Blick wird es wohl nicht geben.

Das Schöne ist, daß die Außerirdischen gleichfalls Wissenschaft betreiben - nur die Sprache ist anders. Wie könnte man also eine gemeinsame Sprache finden und das dann langsam ausbauen. Mit Hilfe der Geometrie? Nehmen wir mal an, daß sie sehen können, oder wenigstens Formen indirekt mittels MESSGERÄTEN (der springende Punkt!!) identifizieren könnten ...

Man könnte hier sicher ein ganzes Buch füllen. Muß erstmal reichen für heute.

Gruß
Carsten






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