Re: Weltformel

EXOMETA oder Das Schweigen der Sterne

Geschrieben von Uwe Brückner am 13. Juni 2001 22:31:13:

Als Antwort auf: Weltformel geschrieben von Carsten Z. am 12. Juni 2001 23:23:12:

Okay, das ganze war recht umfangreich. Daher hier zwei aus meiner Sicht wichtige Dialoge in einem Stück. Vielleicht hat jemand etwas beizutragen.

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>Als Metapher gesprochen kann man das vielleicht so formulieren:
>Die Weltformel ist die Bedienanleitung für das Betriebssystem des Computers. Die neue Physik wird den Programmcode des Betriebssystems zu knacken versuchen.


Das Betriebssystem verfügt über einen Wortschatz, den man empirisch kennenlernen kann. Das Betriebssystem ist quasi die Gesamtheit aller Naturgesetze. Kennt man alle Knöpfe, kann man alle möglichen Dinge erzielen.
Kennt man den Programmcode, kann man bisher unmögliche Naturgesetze erschaffen ! Also z.B. mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen.

Daraus leite ich zwei Ziele der Naturwissenschaft ab:
1.) Alle Naturgesetze kennenlernen
2.) Den Aufbau von Naturgesetzen ermitteln, um neue Gesetzte zu erschaffen, oder bestehende Gesetze zu "editieren".

Wir befinden uns bei Punkt 1 und haben dort noch genug zu tun, denke ich. Erstmal alle Knöpfe finden (um bei der Metapher zu bleiben).
Kann man aber aus der Kenntnis der Funktion der Knöpfe auch deren Hintergrund erkennen ?

Wenn man vom Geldautomaten Geld holt, weiß man was zu tun ist, damit das Ding ruckelt und zuckelt und schließlich Scheinchen und Geldkarte ausspuckt. Jede alte Omi kennt die Gesetzmäßigkeiten des Geldautomaten. Aber weiß sie auch, daß die Weltformel des Geldeseluniversums Null und Eins lautet ? Würde sie jemals darauf kommen ? Wären Archimedes oder Newton darauf gekommen, wenn sie zu ihrer Zeit auf so ein Ding gestoßen wären ?

Können wir demnach die Weltfomel unserer Konservendose namens Universum ermitteln ?

Ich behaupte jetzt, zu meiner eigenen Verwunderung, JA !
Wenn wir ALLE Gesetze kennen, werden wir auch auf die Essenz, die "Null und Eins" stoßen.
Was die Weltformelsucher zur Zeit machen, ist, zu vermuten, daß es Null und Eins sein könnte, und dann Gesetzmäßigkeiten zu finden, die das belegen.
Das ist auch kein schlechter Ansatz. Man könnte quasi "vor der Zeit" auf das richtige Ergebnis kommen, also ein gutes Stück des Weges abkürzen.
Man hält das Programmierhandbuch in den Händen, obwohl man beileibe nicht alle Funktionen des Betriebssystems kennt.

Noch eine (vorerst) letzte Frage: Will denn der liebe Gott überhaupt, daß wir an seinem Werk herumbasteln können ? Das wäre doch ein gemeiner Anschlag auf das Urheberrecht. Billies Microsoft z.B. würde umgehend etwas gegen solche schändlichen Aktivitäten unternehmen ! :)

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>Danke :-). Aber Verallgemeinerung alleine wird da nicht weiterhelfen. Wir brauchen wohl neue Ideen und einen neuen Ansatz. Ach Einsteins, wo seid ihr, wenn man euch braucht !! ;-)


Genau ! Das Problem ist, daß wir nur die Realität erforschen und als gesicherte Erkenntnis abspeichern können, die wir mit unseren Sinnen erfassen können, bzw. erfaßbar machen können. Daher kommt möglicherweise die Ansicht, alle Naturgesetze wären bekannt und man brauche einen ganz anderen, weniger analytischen Denkansatz.
Dieser Auffassung bin ich aber nicht ! Wie gesagt, ich gehe von unendlich großer Gesamtheit und unendlichem Detaillierungsgrad der Realität aus (Realität nenne ich mal die Gesamtmenge, von welcher Materie und Energie Teilmengen darstellen). Demnach müßte man immer dann auf neue Erkenntnisse stoßen, wenn ein Sprung in der wahrnehmbaren Detaillierung erreicht wird. Man bedenke, welche Erkenntnisse gewonnen wurden, als das Atom, das bisher als kleinste unteilbare Einheit galt, als Konglomerat noch kleinerer Teilchen wahrnehmbar gemacht wurde. Klar, die Theorie dazu kam zuerst, quasi als Orientierungsrichtung. Aber die Theorie basierte auf der Annahme unendlicher Detaillierung der Realität und verwarf den Glauben, daß beim Atom Endstation sei.


>Daraus leite ich den Endpunkt allen wissenschaftlichen Erkenntnisstrebens ab. Wenn unsere Fähigkeiten so weit gehen sollten, daß wir eines Tages das "Gewebe des Universums" selbst manipulieren könnten, dann sind wir wirklich allmächtig. Naturgesetzte hätten dann keine Gültigkeit mehr, was scheren uns dann noch Gesetze ? Ob das erreichbar bzw. erstrebenswert ist ?? Da habe ich so ein leichtes Unbehagen in der Magengegend. Eine solche Zivilisation wäre in ihrem Streben nicht mehr faßbar. Entweder das sind dann alles Poeten, die sich an der Schönheit der Universums ergözen, oder die sterben vor Langeweile :-) (die ganzen milliardchen Jahre Galaxien herumschieben ist halt auf Dauer recht stupide).


Das sehe ich optimistischer. Wir werden im Grunde immernoch so sein wie jetzt. Faul aber neugierig, verspielt und lustgesteuert. Wir bauen uns dann immernoch unsere eigenen Universen, spielen, tratschen, schlemmen und zanken, so wie ein Diktator in Zentralafrika, ein Computerhacker im Internet, ein Familienvater oder Abteilungsleiter. Nur eben auf einer anderen, universellen Ebene. :^)


>Hmmh, wenn du meinst. Gesellschaftliche Entwicklung ging immer einher mit wissenschaftlicher Erkenntnis. Jede Generation hatte so ihre eigenen Ideale und Grundsätze. Ob man aus unserer Gesellschaft so einfach weiterextrapolieren kann, wage ich zu bezweifeln. Irgendwie gefällt mir dieser "Q" aus StarTrek da sehr gut. Ein allmächtiges Wesen, das vor Langeweile nicht weiß, was es machen soll und die"Sterblichen" ein wenig ärgert und mit ihnen spielt. Ich finde das ziemlich treffend. Aber eigentlich ist das eine Horrorvision. Wenn man alles erreicht, jeden Berg bestiegen und jedes Tal durchwandert hat - was bleibt dann noch ??? Eine interessante Aufgabe, sich eine solche Zivilisation vorzustellen und ihre Ideale.


Gerade Q ist ein gutes Beispiel. Die Macher von StarTrek sind offenbar auch der Meinung, daß selbst ein allmächtiges Wesen noch Wünsche, Sehnsüchte, Schwächen und damit Grenzen hat. Q ist so ein "extrapoliertes" Wesen, mit einem Abstand zum Menschen wie dieser zur Waldameise.


>Nun, gerade diese "Vermenschlichung" Q's ist es, was mir wiederum nicht gefällt ;-). Ob man solchen Wesenheiten noch so etwas wie Gefühle beimessen , bzw. deren Handlungsweise erkennen kann, wage ich zu bezweifeln.


Wenn diese Rasse über unendliche Macht verfügt, dann wohl nicht. Aber dann wäre sie ein Paradoxon. Wenn jeder einzelne über unendliche Macht verfügt, wie groß ist dann die Macht von zweien oder dreien oder allen ? Diese Frage wurde in dieser einen Folge, wo es zum Bürgerkrieg zwischen den Q's kam, aufgeworfen und recht gut abgehandelt. Die StarTrek-Q sind demnach nicht allmächtig und daher hat "unser" Q auch noch immer Gefühle und Sehnsüchte.




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